Di 3. Nov 2009, 22:02
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Alexiel, wie sich Demetri´s Miene sichtlich entspannte und ein breites Grinsen auf dessen Gesicht erschien. Scheinbar hatte der Tracker der Volturi ebenfalls die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass dieses Treffen hier auf einen Kampf hinauslaufen könnte, doch allem Anschein nach hatte sich die Situation beruhigt.
Vorerst.
Wer konnte schon sagen, was noch geschehen würde…
Alexiel... begrüßte Demetri ihn mit leiser Stimme und nickte ihm kurz zu.
Es ist mir eine Ehre, Dich kennen zu lernen, Felix hat mir schon viel von Dir erzählt. Der Dunkelhaarige deutete ebenfalls ein leichtes Nicken an und erwies Demetri damit seinen Respekt. „Auch mir ist es eine Ehre Dich endlich persönlich kennen zu lernen.“
Felix hatte ihm bei seinen unzähligen Besuchern in Volterra viel von dem Tracker erzählt, jedoch hatte er ihn nie persönlich kennen gelernt. Er verstand sein Handwerk, das musste man ihm neidlos anerkennen und er hatte es heute ein weiteres Mal unter Beweis gestellt, dass er der beste Tracker der Vergangenheit und Gegenwart war. Doch nicht nur seine Gabe war absolut vollkommen und in all den Jahren zur Perfektion herangereift. Es war ebenso gefährlich, im Kampf gegen ihn antreten zu müssen, denn die Legenden, die um ihn herum rankten, erzählten, dass er einst viel Tod und Leid über das Vampirvolk gebracht hatte.
Alexiel wischte den Gedanken an einen bevorstehenden Kampf beiseite. Das Schicksal konnte man weder beeinflussen noch ihm aus dem Weg gehen, also warum sollte er sich darüber den Kopf zerbrechen ob es doch noch zu einem Kampf kam oder nicht?
Richtige Entspannung wollte sich allerdings einfach nicht in seinem Körper einstellen. Es war von Vorteil, dass er von jeher ein guter Schauspieler war und niemand, außer Jasper mit seiner ganz speziellen Gabe, würde merken, wie die Anspannung in ihm brodelte.
Der Dunkelhaarige drehte sich zu Felix, grinste ihn mit gespielter Gelassenheit an und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
„Wie ich gesagt habe, wir sehen uns wieder.“
Bei seinem letzten, sehr abrupt endenden Besuch in Volterra hatte er keine Möglichkeit gehabt sich mit seinem alten Freund zu unterhalten. Die Geschehnisse dort hatten eine fatale Wendung genommen und er war überstürzt aufgebrochen, damit Aro keine Kenntnis über seinen Plan erlangen konnte. Alexiel hatte gewollt, dass er vor dem Mitglied der Volturi verborgen blieb und er hatte Felix den Grund nicht nennen können, warum er sich ohne jede Erklärung aus dem Staub gemacht hatte. Das würde er auch jetzt nicht ändern. Je weniger Felix von seinen ehemaligen Plänen wusste, desto besser war es für sie beide.
„Kannst Du Dich noch daran erinnern, wie wir…“ versuchte er die Unterhaltung von ihm und dem großen Volturi-Wächter möglichst unverfänglich zu gestalten. Mit einem Ohr dem Gespräch von Demetri und Jasper lauschend, vertiefte er sich in ein Gespräch mit Felix über alte Zeiten. Sein alter Weggefährte von damals hatte noch immer die Fähigkeit Alexiel mit seinen Geschichten, die er nun zum Besten ab, zum Lachen zu bringen und der ältere der beiden fühlte, wie die Anspannung langsam aus seinem Körper wich.
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Alexiel eine Bewegung von Jasper auf Demetri zu. Bisher war deren Gespräch in halbwegs sicheren Bahnen verlaufen, doch nun schien sich das Blatt zu wenden.
Sagt, was ihr wollt. Wir haben nichts unrechtes getan! Die Stimme seines damaligen Anführers war laut und bestimmend.
Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte er, dann brachte er Felix, der wohl so in seine Geschichte vertieft gewesen war, dass er Jaspers Bewegung gar nicht mitbekommen hatte, mit einer Handbewegung zum schweigen und wandte sich den anderen zu. Sein Körper und Geist waren von jetzt auf gleich in erhöhter Alarmbereitschaft und die Anspannung breitete sich wieder in ihm aus. Instinktiv bereitete er sich auf den Kampf vor. Die beiden Volturi hätten gegen ihn und Jasper keine Chance.
Später, wenn es vorüber wäre, wenn Felix durch die Hand desjenigen getötet worden wäre, der beinahe einem Bruder gleich kam, würde er den Selbsthass begrüßen, wie einen lang verloren geglaubten Freund. Niemals würde er vergessen können, was er getan hätte und um der alten Zeiten willen um Felix trauern.
Und dennoch…
Alexiel würde gegen ihn antreten. Um seine eigene Existenz zu schützen und die von Jessica. Schon alleine um seine Gefährtin vor dem sicheren Tod zu bewahren würde er sich gegen jeden von ihnen stellen. Doch vielleicht musste es ja gar nicht dazu kommen.
Demetri atmete leise aus und es schien fast so, als versuchte auch er die Anspannung in den Griff bekommen. Mit leiser Stimme beschwichtigte er Jasper und erklärte ihm, dass weder Charlotte noch er etwas verbrochen hatten und dann nannte er den wahren Grund, warum sie hier auf der Lichtung erschienen waren.
„Also doch…“ schoss es Alexiel durch den Kopf.
Er hatte es geahnt.
Sie waren wegen ihm hier.
Mit festem Blick schaute er Demetri in die Augen als dieser sich ihm zuwandte und nickte dem Wächter kurz zu. Dies hier war keine Einladung zu einem netten Plausch bei entspannter Musik. Die Volturi sprachen keine Einladungen aus, wenn sich dahinter nicht irgendetwas von Nutzen für sie verbarg. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte - er würde Aro´s Ruf nach ihm Folge leisten müssen. Freiwillig oder mit Gewaltanwendung.
Die nächsten Sekunden glitten beiläufig an ihm vorbei.
Wie dem auch sei. Wir haben das Haus gefunden, in dem du deine Gefährtin verwandelt hast. Wo ist sie überhaupt? Erst als Demetri das Gespräch auf seine Gefährtin brachte, erwachte Alexiel aus seiner vorübergehenden Trance und rief nach Jessica. Sie trat zwischen den Bäumen hervor und der Dunkelhaarige sah ihr an, wie sie litt. Nicht allzu weit entfernt waren Menschen und das schien auch an ihr nicht vorbei gegangen zu sein. Immer und immer wieder fasste sie sich an die Kehle. Alexiel ging auf sie zu und legte ihr den Arm um die Schultern. Es zerriss ihm beinahe sein totes Herz, sie so leiden zu sehen. Er war sich bewusst, dass er derjenige war, dem sie diese Qualen und das Feuer in ihrer Kehle - zu verdanken hatte.
Als der Tracker sie darüber aufklärte, dass sie sich einen kleinen Kampf mit Jaspers sogenannten Geschwistern geliefert hatten, als sie auf der Suche nach Alexiel und seiner Gefährtin waren, schaltete er ab undfolgte dem Gespräch nur oberflächlich.
Die Cullens interessierten ihn nicht und selbst sein Plan sie auszukundschaften hatte sich in Rauch aufgelöst als er sich dazu entschieden hatte, Jessica zu verwandeln. Weder ihrer Existenz, noch ihrem Tod könnte er in diesem Augenblick Beachtung schenken. Er verabscheute sie alle. Nicht einmal die Tatsache, dass Jasper sich überraschenderweise als Familienmitglied des Vegetarier-Zirkels entpuppt hatte, änderte was daran. Doch würde er in seinem alten Major nie einen Verräter ihrer eigenen Identität sehen.
„Jasper ist kein Cullen…“ Selbst in Gedanken spie er das Wort Cullen aus, als hätte er einen ekelhaften Geschmack auf der Zunge.
„…aber was hat ihn dazu gebracht, sich ihnen anzuschließen?“ Es war müßig sich darüber Gedanken zu machen, doch die Reaktionen des Blonden zeigten deutlich, dass die Vegetarier ihm am Herzen lagen. Alexiel hoffte, dass Jasper sich unter Kontrolle hatte und nicht von seiner Wut übermannt wurde, als Demetri ihm von dem Kampf berichtete.
„Scheiße, aber auch…“ Er hatte nicht vor sich in einen Kampf zu stürzen, in dem es vorrangig um die Cullens ging. Dafür würde er es nicht riskieren draufzugehen.
Für Jasper sofort, für die Cullens… nicht in tausend Jahren.
Erst als Demetri die einstige Anführerin der beiden Soldaten erwähnte schob der Dunkelhaarige seine Gedanken beiseite und war wieder ganz bei der Sache. Alexiel spürte, wie Jessica in seinem Arm leicht zuckte. Der Schock seiner Gefährtin ließ ihn ebenfalls zusammenzucken und ihm entwich ein deftiger Fluch, der nur von seinem Knurren überdeckt wurde. Er selbst hatte Maria getroffen und wusste genau, von welchem Wald der Tracker sprach. Wenn er zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst hätte, was sie getan hatte, dann würde sie jetzt schon nicht mehr unter ihnen weilen. Mit einem Lächeln auf den Lippen hätte er sie zur Strecke gebracht.
Aber dies war nicht die Angelegenheit der Volturi.
Sie hatten sich hier nicht einzumischen und Jasper sprach genau die Worte aus, die Alexiel durch den Kopf gegangen waren. Solange Maria sich keinen weiteren Fehler erlaubte, würde sie für die Volturi nicht von Belang werden. Demetri ließ die Angelegenheit erst einmal auf sich beruhen und wandte seinen Blick dem Dunkelhaarigen zu.
Und wie kommt es, dass Du hier bist?Für den Bruchteil einer Sekunde stockte Alexiel sprichwörtlich der Atem.
Er musste sich entscheiden, ob er Demetri sofort die Wahrheit sagen würde oder ob er ihn anlügen und damit riskieren sollte, Aro einen weiteren Punkt auf seiner Liste zu geben. Fakt war, dass Aro es so oder so herausbekommen würde, also entschied er sich letztendlich für die wahre Geschichte.
Ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er zu erzählen begann.
„Nun, ich war auf der Suche nach Jasper und durch einen glücklichen Zufall habe ich von einer menschlichen Frau im Wald gehört, dass er sich in Kanada aufhält. Also haben wir uns auf den Weg gemacht und ihn auch vor wenigen Minuten erst gefunden.“ Die Geschichte mit der Verwandlung, der Jagd und den Kampf mit den Wölfen verschwieg er. Demetri schien ihm eh nicht mehr zuzuhören und warum sollte er das ganze hier unnötig in die Länge ziehen. „Ich nehme an, ihr seid nur wegen mir hier?“
Alexiel hatte sich nicht getäuscht.
Mit einem tiefen Grollen in der Kehle fragte der blonde Wächter, ob er tatsächlich gehört hatte, dass ein Mensch wusste, dass Vampire nicht nur in Gruselgeschichten existierten und Alexiel blickte daraufhin zu Jasper, der leise einen ihm unbekannten Namen keuchte.
Renée! Es musste der Name der menschlichen Frau aus dem Wald in Forks sein.
Felix und Demetri knurrten unisono auf.
Alexiel war bewusst, was geschehen würde und auch Jessica schein eine Ahnung zu haben, denn sie klammerte sich instinktiv fester an ihn. Beschützend hielt der Vampir seine Gefährtin in den Armen, während Jasper mit um Verständnis bittender Stimme versuchte, den Wächtern zu erklären, wie es zu all dem gekommen war.
Ich bin bereit für meine Tat zu büßen. Bringt mich nach Volterra und tut mit mir, was ihr für richtig haltet! Aber verschont sie, bitte! Alexiel beobachtete, wie der Blonde Soldat den Kopf senkte und auf den harten Waldboden vor seinen Füßen starrte.
Dies hier würde nicht nur Folgen für die menschliche Frau haben.
Mit Entsetzen dachte er daran, welche Auswirkungen dieses Geständnis auch für Jasper haben würde, geschweige denn – was dem Dunkelhaarigen jedoch mehr als nur egal war - für den Rest der Cullens. Doch auch das Schicksal des seines ehemaligen Majors stand, ebenso wie sein eigenes bereits geschrieben.
Trotzdem versuchte Alexiel die Situation zu entschärfen, denn er spürte deutlich, die Anspannung, die von den beiden Wächtern ausging. Beide hatten die Hände zu Fäusten geballt, als müssten sie sich mit aller Gewalt vor einem Angriff zurückhalten und der kalte Ausdruck ihrer Augen mit denen sie Jasper musterten sprach mehr als tausend Worte. Kurz huschte sein abschätzender Blick zwischen Felix und dem Tracker hin und her.
Er musste es einfach versuchen.
Obwohl es ihm widerstrebte ließ er seine Gefährtin los und machte einen Schritt auf Demetri zu, weil er stark vermutete, dass bei ihm einiges mehr an Überredungskunst erforderlich war, als bei seinem langjährigen Kumpel. Mit einer beschwichtigenden Geste legte er dem Blonden die Hand auf den Unterarm und zog so seine Aufmerksamkeit auf sich.
„Demetri…“ begann er auf die Wache einzureden, während er ihm in die Augen sah. Die Stimme des ehemaligen Soldaten war leise, büßte aber dennoch nichts von ihrer Autorität ein. „Jasper ist sich des Ausmaßes seines Fehlers bewusst. Das sind wir alle. Ja, es war fatal sie über unsere Existenz in Kenntnis zu setzen…“ Er machte eine kurze Pause. „…aber es obliegt nicht uns über die beiden zu richten. Nicht jetzt und nicht hier. Einzig und allein die Meister können darüber entscheiden, was mit ihnen beiden geschehen wird.“
Alexiel schwieg einen Moment und schaute aufmerksam in die Gesichter der beiden Wachen. Demetri ließ keine Gefühlsregung erkennen, außer der Verachtung, die er dem Major wegen seines Geständnisses entgegenbrachte. Felix hingegen nickte leicht mit dem Kopf, gerade so, als ob er seinem Freund zustimmen würde.
Doch keiner von beiden sagte ein Wort.
„Folgender Vorschlag…“ begann der Dunkelhaarige erneut auf den Blonden einzureden „…Wir, das heißt Jessica und ich, werden mit Euch zusammen nach Volterra reisen. Jasper und Charlotte hingegen gehen zurück nach Forks, holen die Frau und kommen dann ebenfalls nach Volterra, damit die Meister über sie rich…“ Das laute Keuchen von Jasper brachte Alexiel kurz aus dem Konzept, doch er schaute diesen nur mit einem warnenden Blick an, bevor er weitersprach. „…damit die Meister über sie richten können. Ich gebe Dir mein Wort, dass Jasper nicht versuchen wird zu fliehen. Du weißt selber, dass es unmöglich ist, nicht von Dir gefunden zu werden.“
Er wusste genau, warum Jasper so geschockt über seinen Vorschlag war, hatte er doch eben noch darum gefleht die Frau zu verschonen. In Alexiels Augen jedoch war sie nur ein Mensch und was bedeutete das schon. Ein Mensch mehr oder weniger, der durch die Volturi den Tod fand interessierte wirklich niemanden. Zumindest nicht ihn.
Schweigend wartete er auf eine Erwiderung von Demetri.
So sei es. Ich verlasse mich auf Dein Wort, Alexiel… Es war nicht der blonde Volturi, der sprach, sondern Felix.
…deshalb werden wir auf Deinen Vorschlag eingehen… Demetri ließ ein leises, bedrohlich klingendes Knurren vernehmen und setzte gerade an, Felix zu widersprechen, doch dieser brachte ihn mit einer Handbewegung zum schweigen.
… lange Jahre währt nun schon unsere Freundschaft und ich vertraue Dir blind. Du kennst Jasper besser als jeder andere von uns. Falls er jedoch nicht nach Volterra kommen wird, wirst Du die Verantwortung dafür übernehmen müssen.Erleichtert atmete Alexiel aus.
„So sei es.“ Dankbar legte er Felix beide Hände auf die Schultern und drückte sie kurz. „Du kannst Dich auf mein Wort verlassen, denn auch ich vertraue Jasper blind. Was auch immer die Umstände gewesen sein mochten, die ihn dazu gebracht haben dem Menschen unsere Identität preiszugeben, er wird sich dafür vor Aro und den anderen verantworten.“
Dann drehte er sich zu den anderen um und sah dem blonden Major fest in die Augen.
„Hier trennen sich nun wieder unsere Wege…“ Alexiel nickte Jasper zu und hielt seinem alten Weggefährten die Hand hin. „…auf das wir uns in Volterra wiedersehen.“ Jasper erwiderte mit grimmig entschlossenem Ausdruck den Gruß seines einstigen Soldaten und ersuchte die beiden Volturi aufbrechen zu dürfen.
Während die anderen miteinander sprachen, drehte Alexiel sich um, ergriff Jessicas Hand zog sie an seine Brust. „ Wie geht es Dir?“ flüsterte er ihr ins Ohr, sich dessen bewusst, dass die anderen ihn trotzdem hören konnten, obwohl sie selbst in ein Gespräch vertieft waren.
Das Feuer raubt mir fast den Verstand. Sie sprach ebenfalls leise und ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
Der Dunkelhaarige seufzte.
„Es wird irgendwann einfacher werden. Aber wir haben ein Problem. Wir werden nicht so ohne weiteres in einen Flieger einsteigen können…“ murmelte er leise und sah sie dabei an. Mittlerweile waren Charlotte und Jasper aufgebrochen um zurück nach Forks zu gehen und die beiden Wachen unterhielten sich kaum vernehmbar miteinander. „…Aber ich habe schon eine Idee…“ Die Anspannung, die er eben noch gespürt hatte fiel von ihm ab, da sich die Situation vorerst entspannt hatte und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Alexiel war sich sicher, dass sein Plan funktionieren würde. „…Hat einer von Euch beiden einen Flugschein, oder bin ich der einzige, der so nen Teil ohne Schaden anzurichten wieder auf den Boden zurück bekommt?“
Die beiden Männer unterbrachen ihr Gespräch und schauten ihn entgeistert an.
Flugschein? Was hast Du vor? Die Stimme von Felix klang ungläubig.
Du willst doch wohl nicht selbst so ein Ding flieg… Doch Demetri unterbrach ihn mitten im Satz. Scheinbar hatte er durchschaut was der Sinn hinter der Frage des Dunkelhaarigen war.
Ich denke, genau das hat er vor.Felix lachte.
Das ist doch albern. Wir haben genug Geld um… Alexiel brachte seinen Freund mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass Jessica es schaffen wird in einem Flieger zusammen mit Menschen zu sitzen ohne dass sie mindesten einen davon anfällt…“ begann er zu erklären und schüttelte den Kopf. „Nicht einmal ihr könntet sie davon abhalten. Also, kann einer von Euch ein Flugzeug bedienen oder nicht?“
Die beiden verneinten.
„Tja, dann werde ich es wohl tun…“ teilte er den beiden ohne Umschweife mit und ließ erst gar keine Widerrede aufkommen indem er ihnen erzählte, dass er, während Jessica und er mit dem Auto durch Montreal gefahren waren, nicht weit von dem kleinen Wald entfernt einen Flugplatz gesehen hatte. Jessica blickte ihn mit großen Augen an. Sie hatte die ganze Zeit nichts von alleine gesagt, gerade so als traute sie sich nicht vor den Volturi laut zu sprechen, doch nun ergriff sie das Wort.
Du weißt, wie man ein Flugzeug fliegt? Beim Klang ihrer bezaubernden Stimme fuhr dem Dunkelhaarigen ein wohliger Schauer über den Rücken. „Nicht nur das, mein Engel…“ erwiderte er und fügte mit einem Zwinkern hinzu „…ich weiß auch, wie man es wieder landet!“
Demetri nickte ihm zustimmend zu, als könnte er sich mit dem Gedanken anfreunden.
Einen Haken hat das Ganze jedoch. Wir wollen so wenig Aufsehen wie möglich verursachen. Wie willst Du dann an die Schlüssel kommen? Die Antwort auf die Frage des großen Blonden gab jedoch nicht Alexiel, sondern Felix.
Seine Gabe… Du hast es doch vorhin selbst mitbekommen. Es wird ihn niemand bemerken, wenn er sich die Schlüssel nimmt, nicht wahr? Mit einem wissenden Grinsen blickte er den Dunkelhaarigen an und hielt seine Hand hoch, damit sein Gegenüber einschlagen konnte.
Deine Idee ist perfekt, mein Freund!Alexiel grinste ebenfalls.
„Worauf warten wir dann noch?“ Er schaute in die Runde und wartete, dass eine der beiden Wachen etwas erwiderte. Demetri zeigte in Richtung Süden.
In dieser Richtung stehen unsere Harleys. Damit fahren wir zu dem Flugplatz, den Du gesehen hast, als Du auf dem Weg hierhin warst. Wenn Du ein Flugzeug… sagen wir mal… Der Blonde verzog seinen Mund zu einem teuflischen Grinsen
…organisierst, dann sieh zu, dass die Harleys da auch Platz drin haben. Und jetzt kommt. Je weniger Zeit wir verlieren, desto schneller sind wir wieder zu Hause.Bei dem letzten Satz glitt sein Blick in Richtung Felix und Alexiel fragte sich unwillkürlich, ob er den Blick in den Augen der beiden Volturi-Wachen richtig gedeutet hatte. Ihm war es, als würde ein Hauch von Wehmut in ihm schwingen und er war sich fast sicher, dass ihn der Ausdruck an sich selbst erinnerte.
Doch er sagte nichts.
Mit seiner Seelenverwandten an der Hand folgte er den beiden zu ihren Harleys. Felix setzte sich ohne ein Wort zu sagen hinter Demetri und warf Alexiel den Schlüssel zu seiner Maschine zu. Dieser fing ihn geschickt auf, ließ Jessica hinter sich Platz nehmen und startete den Motor. Dann fuhr er vor in Richtung des Flugplatzes.
Dort angekommen wies er die drei an auf ein Zeichen von ihm zu warten.
Der Dunkelhaarige musste sich erst einmal ein Bild von dem Bestand der Flieger machen. Da Demetri unbedingt darauf bestanden hatte, dass die Harleys mit auf die Reise gingen und auch Felix sich nicht gegenteilig geäußert hatte, konnte die Auswahl der Flugzeuge nicht gerade groß ausfallen.
Die Dunkelheit, die noch über der Stadt lag, hatte einen deutlichen Vorteil.
Ungesehen lief er hinter dem Hangar her in Richtung des Rollfeldes. Die meisten der in dem Hangar geparkten Flieger waren kleine einmotorige Maschinen und waren eigentlich eher zu Rundflügen geeignet, als zu allem anderen. Alexiel stieß einen leisen Fluch aus. Hier würde er also nichts Brauchbares finden können. Seine letzte Chance war das Rollfeld. Oder würden sie am Ende doch noch mit einer Linienmaschine nach Italien reisen müssen?
Das Massaker, das Jessica anrichten würde, wollte er sich bei aller Liebe nicht vorstellen.
Doch das Schicksal war auf seiner Seite. Mitten auf der Startbahn stand ein Flieger, der genau die richtige Größe für ihre - nein, Demetris Bedürfnisse, schalt er sich in Gedanken - hatte. Ein Gefühl der Erleichterung breitete sich in seinem Körper aus. Niemand war in der Nähe und selbst wenn nicht, so hätte ihn niemand dank seiner Gabe gesehen, also konnte er die Maschine genauer unter die Lupe nehmen. Es war eine Embraer ERJ-170, Maximalgeschwindigkeit 870 km/h und ausreichend Reichweite um nach Italien zu kommen.
Perfekt.
Das lief ja alles wie geschmiert. Alexiel ging zur Ladeluke und rüttelte vorsichtig an dem Hebel. Er traute seinen Augen kaum, als dieser sich bewegte und die Luke sich öffnete. „Da hatte wohl jemand verdammt viel Vertrauen…“ murmelte er leise vor sich hin und stieg in das Heck des Flugzeugs. Der Dunkelhaarige ging direkt durch zum Cockpit.
Es war wie eine glückliche Fügung, denn die Maschine war startklar.
Ohne auch nur noch einen Moment zu zögern stieß er einen, für menschliche Ohren nicht wahrnehmbaren Pfiff aus und bedeutete den anderen damit, zu ihm zu kommen. Während er auf sie wartete, was angesichts der Tatsache, dass die Volturi-Wachen so schnell wie nur irgend möglich wieder nach Italien wollten nicht lange dauern konnte, inspizierte er die verschiedenen Armaturen des Fliegers. Alexiel hatte zwar noch nie ein Flugzeug dieser Bauart geflogen, aber was sollte hier schon anders sein als bei den anderen?
Die leisen Geräusche aus dem Heck ließen darauf schließen, dass Demetri und Felix dabei waren die Harleys zu verstauen. Er hörte die unverkennbaren Schritte seiner Seelenverwandten näher kommen und ein liebevolles Lächeln zierte seine Lippen, als er ihre Hand auf seiner Schulter spüren konnte.
Du bist sicher, dass Du uns hiermit nach Italien bringen kannst? In ihrer Stimme konnte der Dunkelhaarige deutlich einen Hauch von Furcht durchklingen hören. „Liebste, wenn ich mir nicht sicher wäre, dann hätte ich es nicht vorgeschlagen…“ Er drehte den Kopf zu ihr und sah ihr in die Augen, das Lächeln noch immer auf den Lippen. „…ich weiß, was ich tue. Du vertraust mir doch, oder?“ Als sie das Lächeln erwiderte, zog er sich sanft zu sich herunter.
Ich vertraue Dir… murmelte sie leise in den Kuss hinein, mit dem er sie empfing.
…wie könnte ich Dir nicht vertrauen.Das vernehmliche Räuspern von Felix ließ die beiden aufschrecken.
Sind wir startklar? fragte der breitschultrige Volturi seinen Freund und deutete auf die Anzeigen des Cockpits. „Gib mir eine Minute und schick Demetri zu mir…“ erwiderte der Dunkelhaarige auf seine Frage hin. „…und Felix? Würdest Du Dich während des Flugs um Jessica kümmern?“ Alexiel sah ihn mit einem eindringlichen Blick an.
Kein Problem. Jessica drückte Alexiel noch einmal die Schulter und folgte dann Felix. Im gleichen Moment als Demetri auf dem Sitz des Co-Piloten Platz nahm, hatte Alexiel den Flieger startklar. Es hatte weniger als eine Minute gedauert und sie rollten schon in Richtung Startbahn.
In weniger als 10 Stunden würden sie in Italien sein.
tbc - Volterra -Kampfsaal
Zuletzt geändert von Alexiel am Di 1. Dez 2009, 17:09, insgesamt 1-mal geändert.